Tag 5 in Kenia

Was passiert eigentlich mit den Bohnen zwischen Farmer und Kaffeerösterei?

Heute geht es wieder mit frischem Schwung los!

Wir sind für den letzten Arbeitsschritt in der Wet-Mill wieder auf dem Weg nach Ndurutu.

Das Wetter ist fantastisch und nach dem gestrigen doch sehr emotionalen Tag, wird sich heute alles um das Thema Kaffee und die Weiterentwicklung der Farmer drehen - zudem es gibt nachher für die Ndurutu-Farmer noch eine kleine Weltpremiere...

Nachdem wir gestern ja am Morgen die fermentierten Bohnen in den Processing-Beds ausgebreitet haben, werden diese nun auf den Drying-Beds zum Trocken verholt.

Hier können die Bohnen schön unter freiem Himmel trocknen...

... je langsamer dieser Prozess stattfindet,

desto aromatischer und komplexer wird der Kaffee. Hier bieten sich zum Beispiel auch Beschattungsnetze an...

... diese sind aber natürlich mit Investitionen verbunden und es kostet mehr Zeit - und Zeit sind auch wieder Kosten. Mal schauen, wie die Anforderungen sich so am Markt entwickeln.

Wenn die Trocknung abgeschlossen ist, dann wird das Parchment (Kaffeebohne + Silberhäutchen + Pergamenthülle) versackt und die Ware wird in die Dry-Mill zum Schälen, Reinigen und Sortieren gebracht... Das alles sind völlig gängige und typische Vorgänge - die, die Farmer aber nicht kennen!!! Das muss man sich jetzt einmal vorstellen: die Bauern geben ihr Parchment an die Dry-Mill und wissen nicht, was dann passiert... Irgendwann bekommen die Farmer dann Geld für ihren Kaffee, ohne zu wissen, wieso, wofür genau und warum so wenig...

 

Das wird heute in kleinen Schritten ein wenig verändert - ein Meilenstein!

Auf dem Weg nach Sagana zur Dry-Mill entdecken wir stillgelegte Zugschienen. Uns wurde gesagt, dass es vor Jahren eine großangelegte staatliche Erweiterung des Personennahverkehrs gab - man hatte den Leuten nur vergessen beizubringen, dieses "untypische" Fortbewegungsmittel richtig zu nutzen. Schließlich scheiterte der Personenzugverkehr - für Handelsgüter gewinnt der Schienenverkehr jedoch Bedeutung... Hier sind insbesondere in Mittelafrika die Chinesen mit Investitionen sehr aktiv...

Auf dem Gelände der Sagana Dry-Mill angekommen werden wir erst einmal von wunderbaren Tieren willkommen geheißen!

Diese Freunde spielen immer mit den Hochleitungen rum, so dass es in der Dry-Mill ständig zu Stromausfällen kommt - und zu Todesfällen bei den Affen... TOUGH LIFE!!!

In diesem Moment kommt auch schon der Transporter mit den 50kg Säcken, gefüllt mit dem Parchment, und fährt erst einmal auf die LKW-Waage...

Nach dem Wiegen versammeln sich die Farmer, das Kedovo-Team und wir Röster uns, um zu besprechen, was heute alles genau in Sagana passieren soll.

Da das Kedovo-Team den Farmern die komplette Wertschöpungskette des Kaffees verständlichen machen möchte, bedarf es vorab die Erklärung, wie mit Rohstoffen im globalen Handel umgegangen wird.

Das Thema Qualitäten und die damit einhergehende Preisfindung ist bei weitem nicht jedem Farmer geläufig und ruft auch immer wieder Skepsis hervor - man hat ja mal von irgendwem gehört, dass auch mit schlechten Qualitäten VIEL Geld gemacht worden ist...

Im wesentlichen stellt das Kedovo-Team heute die Vorgehensweise der großen Mühle vor und als zweites Projekt werden wir ein Cupping aus drei verschieden Wet-Mills mit unterschiedlichen Sortierungen durchführen - ein Cupping hat von den Farmern noch keiner mitgemacht - alles Premiere...

So, dann werden die Säcke wieder von der Ladefläche geholt...

Nur zur Erinnerung, wir haben es gerade um die 30 Grad.

Und wie man hier gut sehen kann, es handelt sich dabei nicht um drei Säcke und es ist verdammt staubig - als Allergiker schäme ich mich gerade, dass ich mich über die reizende Luft aufregen wollte - denn ich muss nicht mit arbeiten - Demut ist das Stichwort, Herr Baum!

Ein weiteres Trage-Team kümmert sich darum, dass immer neue Säcke zur Einsaugstation kommen - die Dame mit dem "Schweizer Taschenmesser" öffnet ziemlich präzise mit einem Dolchstoß den Sack - mit der Dame stelle ich mich heute besser gut!

Da steht das gute Stück! Eine ziemlich gute und präzise Schäl- und Sortiermaschine!

Bis auf den Staub und den Krach (der Strom läuft zur Abwechslung gerade mal) eine echte Hochleistungsmaschine!

Hier erkennt man sehr schön, dass schwere Partikel wie Steine auf dem Rüttelsieb zurückbleiben.

Für die Farmer eine bittere Erkenntnis - es sind viele Steine vorhanden und die Steine haben Gewicht, bringen aber kein Geld... Es folgen weitere unangenehme Erkenntisse!

In diesem Bereich werden die unterschiedlichen Bohnengrößen sortiert - mit einer beeindruckenden Präzision! Somit bekommen die Farmer das erste Mal eine realistische Einschätzung, wie das Sortierverhältnis einer Charge ist...

... denn über werthaltige Kennziffern in diesem Bereich konnte man zuvor nur spekulieren und Einigen dämmert, dass vorherige Deals mit anderen Händlern vielleicht nicht immer zu ihren Gunsten ausgefallen ist... An dieser Stelle sei noch einmal erwähnt, dass Kedovo ein Verein ist und keine Gewinnabsichten hat - es geht um die Entwicklung von Verständnis, Qualität und Transparenz für die Farmer!

Der Strom hält - der Staub und Krach damit auch! Immer neuer Nachschub!

... und immer mehr Steine kommen zum Vorschein ;-)

Das Ende der maschinellen Schälung und Sortierung. Es werden aber nicht 60kg abgefüllt, sondern 61kg - eine Erklärung folgt...

Jetzt können wir uns mal die verschiedenen Sortierungen anschauen. Selbst die schlechteste Sortierung ist hier noch "okay" da wir selbst dort keine Fermdkörper wie Steine oder Stöcker finden...

Grade TT - besonders schlechte Qualität, wird i.d.R. für Instant-Kaffee eingekauft...

Grade T - eine Idee besser als TT, wird gern von Großröstern gekauft, die gemahlene Ware für Pads oder Filterkaffee benötigen...

Grade C - hier greifen dann gern die "besseren" großen Markteilnehmer zu...

Grade PB - das ist die sogenannte Perlbohne oder Peaberry...

Nicole und Soni, bitte behaltet hier meine Order im Hinterkopf ;-) aus dieser Ernte ein sensationeller Stoff!!!

Grade AB - wenn der Geschmack stimmt, dann kaufen wir diese Sortierung sehr gern...

Die oben aufgeführten Bilder stammen aus einer anderen Wet-Mill - dieses ist unsere akuelle Ernte! Da diese jetzt beim Exporteur noch einmal händisch sortiert werden, wird das eine unglaublich hohe Qualität!!!

Und das ist der aktuelle Ndurutu AB :-)

Einfach herrlich!!!

So, die sortierte Ware der letzten 2 Wochen aus Ndurutu haben ergeben, dass folgende Sortierungen à 61kg zustande gekommen sind.

AA = 7 Sack

AB = 14 Sack

PB = 2 1/2 Sack

C= 9 Sack

T = 1/2 Sack

Da wir uns in der ertragsschwachen Nachernte befinden, ist das ein ganz tolles Ergebnis!

 

Nun kommt es zum zweiten heutigen Ziel - wie schmecken denn überhaupt diese Kaffees in den unterschiedlichen Sortierungen...

 

Da auf diesem Gebiet keinerlei Erfahrungen bei den Farmern herrscht, ist das ein zentrales Thema für die Zukunft!

Da jetzt mal wieder Stromausfall ist, mahle ich die zu cuppenden Bohnen wieder fein per Hand mit der Comandante C40 :-)

Nun wird es ernst... die geballte Frauenpower marschiert an!

Wir wollten gerade das Cupping erklären und dann passierte es... Für das Cupping wird gerösteter Kaffee verwendet, da die Farmer das aber nicht kannten, kam die Frage auf, wer ihnen den gerösteten Kaffee bezahlt...

... und jetzt kommen wir auf die 60/61kg Abfüllung zu sprechen - es ist nämlich Standard, dass pro Sack 1kg zur Qualitätskontrolle und für Muster verwendet werden.

Es ist fantastisch zu sehen, wie hier durch den Einsatz von Muthoni und ihrem Team Aufklärung betrieben wird - also, alle schön Kenia Ndurutu AB kaufen :-)

So sieht ein klassicher Probenröster aus - ALLE Muster werden nach einem festgelegten Röstprofil geröstet, um so eine Vergleichbarkeit herzustellen...

Und der alte Probat läuft auch noch - toll!!! :-)

Nun fangen wir an das Cupping-Verfahren in aller Ruhe zu erklären...

Lutz bricht die Kruste auf...

Und nun wird gerochen - "General Soni" scheint das konzentrierte Herantasten der Farmer sichtlich zu genießen :-)

Endlich cuppen - und siehe da, die Unterschiede werden zur Überraschung der Farmern ganz deutlich wahrgenommen...

Es wird dannach ganz lange und eifrig diskutiert...

... und beschlossen, dem Cupping in Zukunft ein Stück mehr Gewichtung zu schenken - das diese Erkenntnis aus dem Inneren der Farmer kommt ist fantastsich!

Wir haben nun den gesamten Prozess des Kaffees kennengelernt...

Wir waren Ernten (diverse Plantagentypen, Pflücken, Sortieren)

Wir waren diverse Male in der Wet-Mill (Entpulpen, Sortieren, Fermentieren, Waschen, Trocknen)

Wir waren in der Dry-Mill (Reinigen, Sortieren)

Wir waren am Anfang beim Exporteur (Sortieren, Handel)

 

Was fehlt denn eigentlich noch, wenn man in Kenia ist???

Das verraten wir morgen, jetzt geht es erst einmal ins Hotel...

... und halten noch einmal an, denn was sehen wir da am Wegesrand in Kangocho zwischen Sagana und Nyeri?

Die Kaffeekirschenblüte... Wunderschön!!!

Da ist die Freude jetzt noch mal groß!

Einfach zu schön - und dieser Duft...

Selbst geschlossen sind die Blüten wunderschön!

Jetzt geht es glückselig ins Hotel und morgen startet der letzte Tag - das wird noch mal ein echtes Highlight...

 

Gute Nacht!!!